Seit einiger Zeit wird in der Politik über ein Verbot der Zeitarbeit in der Pflege diskutiert. Hierdurch soll Pflegenden der Anreiz gegeben werden in eine Festanstellung zurückzukehren. Man kann im Prinzip auch sagen: die Pflegenden sollen so zu diesem Schritt gezwungen werden, denn die Zeitarbeit würde als alternativer Arbeitgeber gestrichen werden. Aus unserer Sicht ist dies der falsche Weg, da in den vergangenen Jahren immer mehr Pflegekräfte freiwillig aus einer Festanstellung in die Zeitarbeit gewechselt sind, vor allem weil sie dort vermeintlich bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. Es ist stark anzuzweifeln, dass all diese Menschen bei einem Verbot der Zeitarbeit zurück in eine Festanstellung wechseln. Es ist eher davon auszugehen, dass weitere Pflegende den Beruf verlassen und der Notstand noch eklatanter wird. Zugleich ist auf dem Zeitarbeitsmarkt eine Entwicklung zu erkennen, die sowohl aus der Politik als auch aus Sicht der Einrichtungen und Verbände sehr negativ gesehen wird: Es ist sehr deutlich, dass es Zeitarbeitsunternehmen gibt, die durch immer höhere Gehälter, immer größere Benefits, z.B. in Form von immer größeren Firmen-PKW oder Wechselprämien, zusätzliche Anreize schaffen wollen aus einer Festanstellung in die Zeitarbeit zu wechseln. Anreize, die die Grenzen von "normal guten Arbeitsbedingungen" überschreiten und die selbst bei einer umfassenden und positiven Reformierung des Systems nicht zu halten sein werden. Zudem wird die Ergebnisqualität der geleisteten Arbeit durch schlecht ausgewähltes, nicht ausreichend qualifiziertes Zeitarbeitspersonal kritisiert.
Die Zeitarbeit in der Pflege bedarf einer Regulation mit dem Ziel ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Arbeitsmodellen zu schaffen. Ein generelles Verbot verfehlt allerdings dieses Ziel, verschlechtert die Arbeitsbedingungen zulasten des Personals und verschärft den Pflegenotstand.
Wir positionieren uns hierzu wie folgt:
(BILD)
REHCURA "Team Pflegewissenschaft" (v.l.n.r.: Sebastian Klippel, Julian Stranzky, Steffen Post, Matthias Menne)
Matthias Menne (MSc. Pflegewissenschaft)
Julian Stranzky (B.A. Pflegewissenschaft/ M.A. Sozialmanagement)
Steffen Post (Dipl. Pflegewissenschaft)
Sebastian Klippel (Dipl. Pflegewissenschaft)