Wer, wenn nicht die Pflege selbst…?

Professionell Pflegende haben eine hohe Arbeitsbelastung durch Ihre Arbeitsbedingungen – In Zeiten einer Pandemie heißt es für die Pflegekraft: Noch mehr schuften. Obwohl durch die Corona-Pandemie die gesellschaftliche Anerkennung an Fokus gewonnen hat, verändert sich nichts. WARUM?

Laut zwei Umfragen der Pflegekammer Schleswig-Holstein sowie Rheinland-Pfalz ist das Pflegepersonal zwar sehr zufrieden mit ihrer pflegerischen Tätigkeit, aber nicht mit den aktuellen Arbeitsbedingungen. Dies bestätigt auch der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). Nach Angaben der Pflegekammer Rheinland-Pfalz gaben rund 78% der Pflegekräfte an, zwar Freude an ihrem Beruf zu haben, dennoch sehr unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen zu sein. So wurde die Arbeitszufriedenheit auf einer Skala von 1-10 im Durchschnitt mit 5,3 Punkten bewertet. Aus den Umfragen geht ebenso hervor, dass besonders der aktuelle Leidensdruck, das Gefühl mangelnder Wertschätzung als auch die Entlohnung für die Arbeitsbelastung starke Kriterien für die derzeitige Arbeitsunzufriedenheit sind. Dazu kommt, dass im Durchschnitt das Alter der Pflegekräfte 45 Jahre ist und diese ebenso durch gesundheitliche Einbußen beeinträchtigt sind. (1)

„Es wurde und wird viel über Pflegende geredet, aber viel zu wenig mit ihnen“ (Swantje Seismann-Petersen, vgl. (1))

Und sie werden nicht gehört! Denn Pflegekräfte protestieren nicht laut. Sie nehmen vieles hin, damit sie für ihre Patienten sowie Bewohner weiterhin da sein können. Pflegekräfte sind es gewohnt, sich mehr um die Anderen zu sorgen als um sich selbst. Ein großer Fehler!

„Wir brauchen ein Einstiegsgehalt von 4000€ Brutto, wir brauchen ein anderes Verhältnis – ein besseres Verhältnis – von Pflegenden zu Patienten und wir brauchen ´ne bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ (Martin Dichter, vgl. (2))

Wer kümmert sich ergo um die Belange der Pflegekräfte? Gesundheitsminister NRW Karl-Josef Laumann sagt dazu im ZDF-Beitrag: „Wir können doch nicht politisch festlegen, was eine Pflegekraft verdient. Sondern Bestandteil der sozialen Marktwirtschaft ist, dass das zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ausgehandelt wird.“ (2)

Dass die Politik hier nicht der Heilbringer sein kann und wird, verdeutlicht zudem ein zynischer Blick auf die sogenannte „Corona-Prämie“. Was zu Beginn lauthals und vielleicht auch etwas vorschnell versprochen wurde endet nun in einem Desaster: Nur ein Bruchteil der Pflegenden erfüllt überhaupt die Kriterien für die Zuteilung und mit dem Ausschluss der Gesundheits- und Krankenpflege wurde gar einer ganzen Berufsgruppe vor den Kopf gestoßen. Ein klarer Fehlschlag!

Zeigt das nicht deutlich, dass nicht klar ist, wer sich um die Belange der Pflegenden kümmert? Dass sich im Prinzip keiner verantwortlich fühlt? Weder Politik noch Arbeitgeber noch Gewerkschaften. Hier verweisen wir gerne wieder auf die Überschrift in diesem Beitrag…

Sina Wagenknecht – cand. B.A. Pflegewissenschaft

Julian Stranzky – M.A. Sozialmanagement/ B.A. Pflegewissenschaft

Literaturverzeichnis

(1) BIBLIOMED PFLEGE – Das Portal für die Pflege (18.08.2020): „Arbeitsbedingungen und Gehalt treiben Pflegende aus dem Beruf“ online: https://www.bibliomed-pflege.de/news/arbeitsbedingungen-und-gehalt-treiben-pflegende-aus-dem-beruf (26.08.2020)

(2) ZDF HEUTE SENDUNG (19.08.2020): „Mit folgenden Themen: Islamistisches Motiv nicht ausgeschlossen; Mali: Präsident Keita tritt zurück; Bislang leere Versprechen für Pflegepersonal; weiteren Nachrichten und dem Wetter.“, Pflegebeitrag beginnend ab 06:10 min bis 07:50min, online: https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/200819-heute-sendung-12-uhr-100.html (26.08.2020)